Hohenwart (DK) Die Einöde Hinterkaifeck: Nie rissen die Spekulationen über den Mord an sechs Menschen in der Nacht vom 31. März auf 1. April 1922 wirklich ab. Und es gibt in der Tat neue Erkenntnisse, behauptet zumindest der Pfaffenhofener Heimatforscher Reinhard Haiplik.
„Das heißt nicht, dass ich die Lösung von Hinterkaifeck liefern kann“, wiegelt Haiplik erst mal ab. Dennoch: „Ein Herr aus Hohenwart, der anonym bleiben möchte, hat mir hochinteressantes Material zugesandt.“ Demzufolge könnte sich die Geschichte folgendermaßen zugetragen haben: Viktoria Gabriel, die Tochter des Hinterkaifecker Landwirts Andreas Gruber, soll Goldmünzen in den Beichtstuhl der Waidhofener Kirche gelegt haben, der als Nachrichtenlager zwischen den Hinterkaifeckern und Soldaten gedient haben soll. Vier Tage vor der Bluttat habe sich Viktoria Gabriel nach der Sonntagsmesse vor der Waidhofener Kirche mit einem fremden Mann mit sächsischem Akzent heftig gestritten, heißt es.
Drei Tage vor dem Mord kam es zu einem Einbruch ins Motorenhaus des Hofes, in dem Andreas Gruber früher Kisten mit Munition und Flugzeugteilen gelagert haben soll – vermutlich illegal. Die Kisten waren 1921 abtransportiert worden, Gruber soll zuvor jedoch kriegswaffenrelevante Papiere herausgenommen haben. Damit, so die Geschichte, die Reinhard Haiplik zugespielt wurde, soll er versucht haben, seine Auftraggeber zu erpressen.
Schließlich seien drei Soldaten beauftragt worden, in Hinterkaifeck nach diesen Papieren zu suchen. Die Ankunft der neuen Magd, die exakt am Tag vor der Mordnacht ihren Dienst in Hinterkaifeck aufnahm, soll jedoch deren Zeitplan in jener Nacht durcheinandergebracht haben. Einen der Soldaten entdeckte Viktoria Gruber im Stall – was dann jener Theorie zufolge der Anlass zum Morden gewesen wäre.
Ein Soldat sei danach ins Elsass geflohen. Bei einer Wohnungsräumung in Frankreich seien auch tatsächlich Papiere entdeckt worden, die die Existenz des Waffenlagers beweisen, berichtet Reinhard Haiplik.
„Ich glaube, diese Spur, die in sich nicht ganz unschlüssig ist, hätte man mehr verfolgen sollen“, resümiert er. Denn Lorenz Schlittenbauer, den viele für den Täter halten, was er Zeit seines Lebens bestritt, habe zwar nach dem Tod seiner ersten Frau eine Beziehung zu Viktoria gehabt.
Aber er sei ein durch Verletzungen und Krankheiten schwer gezeichneter Mann gewesen. „Es ist äußerst unwahrscheinlich, dass ein so schwacher Mann so einen Mord ausübt“, sagt Haiplik. Merkwürdigerweise laste auf ihm immer noch der schreckliche Verdacht, unter dem die Nachkommen bis heute leiden.
Von Ute De Pascale
ist ein ungeklärter Mordfall von 1922 im Raum Schrobenhausen. Hier gibt es aber nicht nur Infos über diesen Mordfall, sondern alles über die Zeit zwischen 1849 (das Geburtsjahr des ältesten Mordopfers) bis in die 80er des letzten Jahrhunderts (die letzten offiziellen Ermittlungen)
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Samstag, 22. November 2014
Spielte Erpressung eine Rolle
Vergangenen Donnerstag berichtete der Donaukurier über Reinhard Haiplik, den Verfasser einiger Heimatbücher wie Geheimnisvolle Plätze in der Hallertau: Heimatkundliche Wanderungen zwischen Ilm, Paar und Abensoder "Brandstifter, Mörder und Bandingen".
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