Dienstag, 30. Juni 2020

Persönliche Einschätzung des Überfalls auf den Weiler in Stuben

Meine persönliche Einschätzung des Überfalls auf den Weiler in Stuben ist eine ganz andere, als es im Zeitungsartikel dargestellt wird. Es gibt beispielsweise einige Ungereimtheiten in dem Zeitungsartikel. Demnach sollen die Eindringlinge vor die Haustür einen Knebel angebracht haben, um dort die Flucht der Hausbewohner zu verhindern, offenbar gibt es aber eine Fluchtmöglichkeit über die Küche in den Obstgarten. Wäre es da nicht sinnvoll aus Räubersicht gewesen, auch dort die Tür von außen zu verriegeln? Beide Opfer, der Bauer und eine seiner Töchter, weisen ähnliche Verletzungen auf, obwohl die Situation, in denen sie ihnen zugefügt wurden, vollkommen unterschiedlich sein müssten. Der Bauer wurde im Bett überfallen, die Tochter auf der Flucht verletzt. Der Bauer schläft seelenruhig, während die Räuber die Ziegelsteine aus dem Mauerwerk brechen, um ins Haus gelangen zu können, das erscheint mir sehr unwahrscheinlich. Für alle, die sich jetzt fragen, warum man überhaupt Mauersteine ausbrechen muss, um in ein Gebäude zu gelangen, sei folgendes gesagt: Früher war es durchaus insbesondere im bayerischen Raum üblich, Fenster mit Eisenstäben gegen Eindringen zu sichern, also einfach ein Fenster einschlagen und hindurchklettern ging nicht. Und um die Eisenstäbe zu entfernen, mussten eben Mauersteine herausgebrochen werden. Ich vermute hier eine persönliche Tragödie, die zur Verschleierung von Straftatbeständen anders dargestellt wurde. Als Fakt nehme ich den Besuch der Räuber neun Tage vorher. Offenbar haben zwei Männer versucht, in das Gebäude einzudringen, das ist ihnen aber nicht gelungen. Gleichzeitig fällt mir auf, dass von keiner Mutter der Töchter die Rede ist, sie wird also wohl schon verstorben sein (abgehauen und geschieden ist für damalige Verhältnisse ganz, ganz unwahrscheinlich). Es war durchaus auch nicht unüblich, zumindest bei Weitem nicht so gesellschaftlich geächtet wie heute, dass sich die Väter dann an ihren Töchtern sexuell vergriffen, damals glaubte man noch, dass sich ein Mann "abreagieren" müsse. Mein Szenario ist also so, dass der Vater sich unter Umständen an einer seiner Töchter vergriffen hat. Die andere konnte und wollte es nicht mehr mit ansehen und griff ein. Darauf griff der Vater nach einem wie auch immer gearteten Werkzeug und Schlug das Mädchen auf den Kopf, daher die Schädelverletzungen. Die zweite Tochter entwendet nun dem Vater das Werkzeug und schlägt wiederum ihm auf den Kopf. Die Mädchen laufen dann raus und rufen um Hilfe, bis ein Nachbar kommt und gewahr wird, was passiert ist. Da er die Mädchen schon seit langem kennt, will er natürlich nicht, dass sie von der Polizei bestraft werden, also schützt er sie, in dem er diese Einbruchsgeschichte inszeniert und erzählt. Was meint ihr zu meiner Version?

Sonntag, 28. Juni 2020

Ein ähnliches Verbrechen wie die Morde an den Bewohnern von Hinterkaifeck von 1931

Einbrecher überfallen einen Einödhof

 

In der Nacht zum 8.Oktober war der mitten im Wald Lage im Bayern Atlas auf der historischen Karten gelegene Weiler Stuben bei Aichach der Schauplatz einer fürchterlichen Bluttat. Das Anwesen des Gütlers Jakob Haberl  wurde von Einbrechern heimgesucht.

Gegen 21.30 Uhr ging der Besitzer und seine beiden Töchter zu Bett. Kurz darauf hörten sie im Wohnzimmer ein Gepolter. Als die beiden Töchter nachsahen, bemerkten sie, dass aus dem Fensterstock Mauersteine her ausgebrochen waren. Sie getrauten sich in die Küche, während der Vater in seiner Kammer nächst dem Hausgang weiter schlief.

Vermutlich um die Bewohner an der Flucht zu hindern, banden nun die Einbrecher quer vor die Haustür einen Prügel, den sie mit Draht an die Türklinke befestigten. Darauf hoben sie einen Fensterstock aus und drangen in das Schlafzimmer des Haberl ein, dem sie anscheinend im Bette mit einem schweren Gegenstand den Schädel zertrümmerten.

Den Ausweg suchten die Täter durch die Küche, worauf die beiden Töchter die Flucht durch den Obstgarten ergriffen. Dort setzte sich Therese Haberl mit einer Mistgabel zur Wehr, erhielt aber von einem der Täter einen schweren Schlag auf den Kopf, der ihr die Schädeldecke zertrümmerte. In schwer verletztem Zustande blieb sie liegen, während ihre Schwester Viktoria Lärm schlug und die Nachbarn herbei rief.

Inzwischen hatten die beiden Täter, die mit Taschenlampen ausgerüstet waren, die Flucht ergriffen und waren in den nahen Wald entkommen.

Die erste Hilfe leistete ein Arzt aus Pöttmes, der bei den beiden Verletzten schwere Schädelwunden feststellte.

Über das Motiv der Tat ist nichts bekannt. Von Bedeutung aber ist, dass bereits am 29.September gleichfalls durch zwei Männer ein Anschlag auf das Anwesen beabsichtigt wurde, aber an der Achtsamkeit der Einwohner scheiterte, worauf die Täter aus dem Wald heraus drei Pistolenschüsse gegen das Haus abgaben.

Da Therese Haberl einen der Täter mit der Mistgabel verletzt haben will, kann angenommen werden, dass dieser ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen musste. Zweckdienliche Mitteilungen erbittet die Kriminalpolizei Augsburg.

 

Ein zweites Hinterkaifeck

Die furchtbare Bluttat im Weiler Stuben erinnert in vielen Einzelheiten an das entsetzliche Verbrechen in Hinterkaifeck vor etlichen Jahren, dass bis heute noch ungesühnt ist. Wie in Hinterkaifeck haben sich auch in Stuben die Einbrecher über wehrlose Bewohner einer Einöde hergemacht.

Vermutlich wären alle Bewohner des Unglückshauses, genau so wie in Hinterkaifeck,  dem nächtlichen Überfall der Einbrecher zum Opfer gefallen, wenn diese nicht zu früh gestört worden wären.

Der Ort der neuen Bluttat liegt übrigens ebenso wie Hinterkaifeck in der Gegend von Aichach – Schrobenhausen.

Quelle: Fürstenfeldbrucker Zeitung Bd.: 1931,9/12 = Jg. 8

Einschätzung:

Auch dieser Fall bietet viel Potential für Spekulationen durch seine mannigfaltigen Ungereimtheiten. Trotz intensiven Suchens konnte ich keinerlei Hinweise auf die weiteren polizeilichen Ermittlungen bzw. auf das weitere Leben der Opfer finden. Interessant ist allerdings, dass das Opfer Haberl auch unter dem Pseudonym "Baron von Stuben" bekannt war. 



Quelle: Stadtarchiv Wasserburg WA 13.10.1931-S.5