Donnerstag, 22. April 2021

Die Schwiegermutter oder Hello Stasi

 



Die Schwiegermutter


Von der Anatomie tat sich der Silbereisen Blasius vom Moahof schwer eine passende Frau zu finden. Seine Mutter die Silbereisen Zenz, in der ganzen Gegend unter dem Namen „Moa Wabi“ bekannt, ermahnte ihn; Du bist Bauer und suchst Frau, geh zu an Schmuser (Heiratsvermittler) und sage ihm er soll dir eine brave Frau suchen. Es dauerte auch nicht lange und es läuteten die Hochzeitsglocken für den Blasi. Die Stasi war zwar nicht schön, aber sie hatte das Herz am richtigen Fleck und so schenkte sie im sieben gesunde Kinder. Ja, so richtig freuen konnte sich der Blasius nicht, denn der gewünschte Stammhalter blieb ihm versagt. Die Mädchen waren alle herzeigbar und so herrschte als die ersten Mädchen, dass heiratsfähige Alter erreichten nachts ein reger Betrieb. Blasius sah sich veranlasst, einen neuen Wachhund einzustellen, denn der bisherige Hofhund wurde mit Wurst, läufigen Hündinnen und Kalbsknochen bestochen. Um dem Trubel ein Ende zu bereiten, war er auf die Idee gekommen sich noch einen Gänserich anzuschaffen, nach nur zwei Tagen hatte ihm jemand den Hals umgedreht. Blasius meinte zu seiner Frau, sobald sie alle volljährig sind müssen sie aus dem Haus. Die Stasi hatte ihre Töchter gut erzogen und so fanden sich auch genügend Abnehmer. Die Mitgift musste gar nicht so hoch sein, den alle waren fleißig und ehrbar.

Die Stasi sah es als ihre Pflicht an, ihren Töchtern einen Besuch abzustatten und nach dem Rechten zu sehen und falls der eheliche Haussegen einmal schief hing in wieder gerade zu bügeln. Blasius, meinte der Gemeindepfarrer letztens, die Stasi kann so leicht nichts erschüttern.





Laufen. Vor einiger Zeit besuchte eine Schwiegermutter ihre Tochter. Wie üblich, machten die beiden einen Rundgang von Zimmer zu Zimmer und die Tochter zeigte der Mutter all ihre Schätze. So kamen sie auch auf den Dachboden. Hier lagen schöne Nüsse und zwar auf einer mit leichten Brettern zugedeckten Stelle, an der früher ein Kamin stand. Die Tochter meinte, die Mutter möge sich einige Nüsse mitnehmen. Die Ahnungslose ging darauf ein, trat auf die Bretter und – im nächsten Augenblick war sie zum Entsetzen der Tochter im Kamin verschwunden. Die Höllenfahrt der Mutter ging mit D - Zuggeschwindigkeit vom Dachboden in den ersten Stock und von da ohne Aufenthalt weiter in die Küche zu ebener Erde. Die Schwiegermama landete auf einem "Sparherd" und legte dank der Widerstandskraft ihres „Allerwertesten“ einen Milchweidling in Trümmern. Sie wunderte sich nicht wenig, dass die Fahrt so ganz ohne jeden Unfall vor sich gegangen war. Rasch betastete sie die Glieder, keines war gebrochen, nur das Herz schlug vor Schrecken etwas schneller. Der eben in der Küche eintretende Schwiegersohn sah seine Schwiegermama voll Ruß im Gesichte auf dem Ofen sitzen und meinte bloß: „Na, wo kommst denn du her“.


21.11.1922


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