Montag, 21. Dezember 2020

Hinterkaifeck

Es gibt von Hinterkaifeck mehrere Skizzen des Hofes, den meisten ist auch das Bild von Max Binder bekannt und auch noch die Katasterkarten.

Das die Userin Dodo sich sehr viel Mühe gegeben hat und eine Hofskizze zu erstellen, ist dagegen unbekannt. Auf diesem Weg noch ein tolles Weihnachtsgeschenk an alle, die von Hinterkaifeck mehr oder weniger vereinnahmt worden sind. Ich glaube, geschwollener hätte ich es nicht ausdrücken können.

Auf diesem Weg noch frohe Weihnachten an alle hinterkaifeck.blogspot.com - Leser.






Donnerstag, 17. Dezember 2020

Der Brandmeister

 


Kaspar Schwarzenberger hatte schon lange ein Gspusi mit der Tochter des 
Grappscherbauern in Alzgern.
Das Bärbele war eine attraktive Person, und auch der Nachbar Lorenz 
Scheinfalter, Bauer zu Alzgern war spitz auf's Bärbele. Jedes mal wenn 
sich die zwei Kontrahenten begegneten kamen es zu kleinen Reibereien und der 
Griff des Brotzeitmesser in der Hosentasche war warm, um den Gegner sofort 
stechen zu können. Heimlich trafen sich Bärbel und Kaspar nach der Stallarbeit,
für ein Dät a Dät am Froschweiher.
Man erzählte sich aufregende Geschichten, und das die Furtner Marie den 
Blindhammer Heinzi heiraten will. Kaspar meinte die passen gut zusammen, 
er sieht die Arbeit nicht und sie stolpert über ihre eigenen Füße. So was kann 
uns nicht passieren meinte das Bärbele und spielte mit einem vierblättrigen 
Kleeblatt um Kaspars Mundwinkel. Du Kaspar:„Die Daxerin hod g'sagt, das man
schon von einem Kuss schwanger werden kann, stimmt des?“ 
Kaspar küsste sie wie wild, Bärbel schrie auf und wischte sich mit dem Ellbogen 
den Mund ab und lief davon.

Dem Pfarrer Heiligensetzer war es durch die Dorf-tratschen Maulberger und 
Gasserin zu Ohren gekommen und er nahm sich die Unkeuschen zur Brust.
Bald herrschte wieder Ruhe, doch das Bärbele hatte angst um ihren guten Ruf 
und bestellte die alte Kräuter-Mari. So kam es, das in der 
Schlafkammer des Bärbele mit Weihrauch und Myrrhe die bösen Geister 
vertrieben werden mussten. Der Grappscherbauer war von der Prozedur
gar nicht begeistert, denn wenn seine „Alte“ schlief und fromm im Bette lag 
machte er sich auf den Weg zur Dienstmagd Seraphine Maulstangel und er 
freute sich schon auf die Berg und Tal fahrt.

Wenn alles vorbei war schlich er wieder barfuß über die knarzenden 
Bodendielen zurück ins Schlafgemach seines ihm angetrauten Weibes. 
Er legte sich ins Bett als wenn nichts gewesen wäre und mit der linken Hand 
hielt er der Bäuerin immer wieder die Nasenflügel zu bis sie erwachte,
dann schrie er sie an, sie solle nicht so laut schnarchen. Er legte sich auf die 
rechte Seite und konnte sich ein leichtes lachen nicht verkneifen. 
Eines Tages hielt Kaspar um die Hand vom Bärbele an, doch der Bauer schmiss 
in hochkant hinaus, Scheinfalter hat es mit Genugtuung registriert.
Natürlich ging es dem Bauern nur um die Mitgift, und Scheinfalter 
kam ihm da gerade recht, doch diesmal ging Rechnung nicht auf, 
statt plus einen Hof stand da plötzlich minus drei.



Am 6. ds. Abends 10 Uhr brannten in Alzgern, k. Amtsgericht Altötting, 
drei Höfe nieder. Das Feuer wurde gelegt von einem bestbeleumundeten 
Bauernbaumeister, der von Reue ergriffen davonlief, als es brannte. 
Er lief die ganze Nacht umher, stellte sich am 7.ds dann beim Amtsgericht in
Mühldorf und erzählte mir in aller Ruhe die Tat. Motiv: Der Bauer, dem er 
anzündete, wollte das Verhältnis seiner Pflegetochter mit ihm nicht gedulden 
und soll ihm gedroht haben, ihn zu erschießen, wenn er ihn nochmals am 
Kammerfenster antreffe.

15.06.1881


Samstag, 21. November 2020

Alter Pfarrhof in Arget bei Sauerlach

Wir haben in Bayern einige sehr gute Freilichtmuseen, nur wenigen ist aber 
der alte Pfarrhof in Arget bei Sauerlach, vor den Toren Münchens bekannt. 
Neben dem Pfarrhof gibt es noch einen Troadkasten und einen Bundwerkstadl.




Zu Sauerlach gibt es noch eine kleine Episode.

Der „Nb.Korr.“ schreibt aus Holzkirchen, 12.Oktober 1880: 

Soeben erfahre ich,dass in vergangener Nacht der Gendarmerie-Stationskommandant 
von Sauerlach erschossen im Walde gefunden wurde.Wie man erzählt, hat derselbe 
den Lehrer in Sauerlach, welcher ihn wegen unsittlicher Nachstellungen
bei Mädchen amtlich zur Anzeige gebracht, und dem er deshalb schon früher 
mit Erschießen gedroht hatte, mit einem Schuss durch die Brust, jedoch nicht tödlich, 
verwundet, ist dann geflohen und hat sich dann ohne Zweifel im Walde entleibt.

(Die „Münchner Korr.“ berichtet: Der Schullehrer von Sauerlach ist 
außer Lebensgefahr,die Leiche des Stationskommandanten B. wurde 
in einem nahen Walde aufgefunden. Derselbe hat sich nach Verübung 
des Mordversuchs selbst erschossen.)

17.10.1880


...und hier noch der passende Raubmord.......

Aus Sauerlach, 29.Dez., wird geschrieben: Ein gräuliches Verbrechen wurde jüngst in der Gemeinde Baiernrain, Pfarrei Endlhaufen, verübt. Auf dem Gütleranwesen zum Unterleitner, in einer Einöde gelegen, lebte seit mehreren Jahren ein sehr fleißiges und friedliches, nun aber schon ziemlich betagtes Ehepaar. In der Nacht vom 20. auf den 21.Dezember ds. Js. brachen plötzlich 2 Bursche, angeblich Italiener und Arbeiter in einer benachbarten Ziegelei, welche vor kurzem einmal in dem Hause Nachtherberge gefunden hatten und daher den Inwohnern bekannt waren, gewaltsam durch die Stalltüre ein. Der Mann, durch das Geräusch geweckt, stand schnell auf und ging in den Stall, in welchem 5 Stücke Hornvieh sich befanden. Unterdessen machte das Weib Licht. Da hörte sie den Hilferuf ihres Mannes und eilte mit dem Lichte hinaus. Sofort erkannte sie die Bursche, deren einer sie aber auch gleich packte, in die Stube zurück rannte, ihr da mit einem Messer mindestens 20 Stich und Schnittwunden beibrachte und sie dann, in der Meinung sie habe ausgelebt, verließ. Der Mann war bereits ermordet, das Weib aber lebte noch. Die Mörder durchsuchten das Haus nach Geld, fanden aber nur 18 Kr., womit sie sich entfernten. Dem Weibe gelang es endlich sich aufzuraffen und ihr Bett zu erreichen, in welchem sie in größten Schmerzen, in Blut und Schmutz fast volle 4 Tage hinbrachte, - jeglicher Hilfe beraubt, da niemand ins Haus oder diesem nur nahe kam. Endlich erhob sich die arme Schwerverwundete und Entkräftete mit unsäglicher Mühe von ihrem Schmerzenslager, kroch durch Stube und Haus vor die Türe und da, im Schnee liegend, spähten ihre matten Augen sehnsüchtigst nach menschlicher Hilfe. Nach längerem verzweiflungsvollen Harren erblickte sie einen dahinfahrenden Holzschlitten, dessen darauf sitzenden Fuhrleute sie sich glücklicherweise durch Winken bemerklich machen konnte.

Dieselben kamen herbei, brachten, von dem schrecklichen Vorfalle unterrichtet, die Unglückliche alsbald bestens unter und erstatteten gehörigen Orts Anzeige. Das Verbrechen erscheint umso scheußlicher, als nicht bloß dass arme Weib 4 Tage und Nächte lang in kalter Kammer Nahrungslos und ganz und gar hilflos ihrem schrecklichen Schicksale überlassen blieb, sondern auch der ermordete Mann diese lange Zeit im Stalle lag, während die Kühe, welche indessen natürlich ohne Nahrung blieben und sich losgerissen hatte, über den Leichname im Stalle brüllend und tobend umher rannten!


03.01.1875



Die Täter des jüngst in Baierrain bei Sauerlach auf einem Einödhofe an zwei alten Leuten verübten scheußlichen Raubmordes sind ermittelt. Der eine wurde bereits in Bogenhausen aufgegriffen und hat seinen Genossen genau bezeichnet. Es sind beide Italiener aus der Provinz Udine, die in einer benachbarten Ziegelei gearbeitet haben.


10.01.1875


Ein ehemaliger Lehrer aus Waidhofen bei dem Viktoria Gabriel im Kirchenchor sang unterrichtete in Altkirchen bei Sauerlach vom 01.10.1926 bis 01.09.1934.


Dienstag, 3. November 2020

Der Kuhveredler




Warum bist den so unruhig fragte die Maria ihren Josef? Es is wenga da „Kathi“,
weil des Vieh koan Schwanz ned hod, kun i se ned verkaffa. Du bist doch 
beim Millipanschen auch nicht so ungeschickt was den Fettgehalt angeht,
meinte seine bessere Hälfte. Ja scho, aber des is a ganz wos anders. 
Maria kannte ihren Josef und wusste, dass er jetzt Zeit zum überlegen brauchte. 

Wieder einmal als die Stallarbeit gemacht war betrachtete er Kathi so von
der Seite, mit der rechten Hand stütze er seinen Kopf und überlegte:
„A schäns Hinterteil hods ja, aber der Stummi“. Er ging in
seine kleine Werkstatt nahm einen Kälberstrick machte unten einen Knoten
hinein und bannt ihn an Kathis Gesäß an. Josefs Gesichtsausdruck verriet, 
so ganz zufrieden war er nicht. Kathi Freude sich über den kosmetischen Eingriff 
mit einem satten „Muh“. Ruhig bist, du Pritschen, nix wia an Ärger
hod ma mit dir, da Wascherbauer hed di meng und an guaden Diridari für 
die auf'n Tisch g'legt. Kathi war verärgert und zeigte ihm die Zunge. 
Josef wurde Fuchsteufelswild und am liebsten hätte er die Kathi an den Fleischer 
Nicolaus Stecher vo Isny verkauft. Die Tage streichten ins Land und
Josef zermarterte sich den Kopf, eines Tages kam eine Hadernhändlerin
auf den Hof. Josef erzählte ihr von seiner Kuh und dem Fehler und sie 
meinte lapidar: „Wos zoist den Groberbauer, wenn i da an Tip gib“
Josef war erfreut und meinte, du kannst da wos aus dem Wäscheschrank 
von meiner Frau aussucha. Schlag ei Bauer, mei Hand drauf und der Handel gilt. 
Die Hadernhändlerin suchte sich das beste Leinen aus dem Schrank der Bäuerin 
und verschwand. Maria war ziemlich erbost.

Eines Tages kam Josef vom Händler Xaver Einzeldanner mit einem 
noch schöneren Leinenstoff nach hause. Er war ganz Stolz, den er hatte 
die Kathi für einen guten Preis verkauft. Maria fiel ihrem Josef um den Hals 
und gab ihm einen dickem Schmatz,Josef wischte sich gleich die Spuren der 
versuchten Vergewaltigung mit dem Sacktuch ab und meinte: 
„Jessas, jetzat fangst a no zum Spinna o“
Im Wirtshaus zum „grünen Löwen“ wurde der Josef bei der siebten Halbe 
etwas redselig, sein Nachbar da Nepomuk Schleimmayr bekam spitze Ohren.


In Sch....., einer Filiale bei I....., wollte ein Bäuerlein gerne eine Kuh verkaufen,
welche aber den Fehler hatte, statt eines Schwanzes nur einen kleinen Stumpen 
zu haben. Dieser Fehler viel natürlich Jedermann auf und die Kuh konnte 
nicht verkauft werden. Doch ein kluger Mann weiß Rat. Das Bäuerlein geht 
zu einem Gerber und kauft sich einen Kuhschwanz, geht heim und
befestigt diesen mit großer Geschicklichkeit an dem Stumpen und – 
die Kuh ist jetzt bald um ziemlich hohen Preis verkauft. Allein nach 
einiger Zeit bekam die Polizei Wind davon, und zwar
ohne dass der Käufer etwas bemerkt hatte, und brachte 
die Sache zur Anzeige. Das Amtsgericht W..... wird jetzt diesen 
künstlerischen Schwanz zu schätzen haben.

23.01.1881

Samstag, 31. Oktober 2020

Die Vorräte der Hinterkaifecker, hier die Kartoffeln

Die Hinterkaifecker hatten bei ihrem Tod ca. 12.500 kg Kartoffeln eingelagert. Zu besseren Vorstellung: das sind 250 große Zentnersäcke oder 5000 der handelsüblichen 2,5-kg-Netze. Eine unvorstellbar große Menge, über die schon gemutmaßt wurde, dass die HKler da unverhältnismäßig viel eingelagert hätten. 



Allerdings war es noch früh im Jahr, die Kartoffeln waren noch nicht gelegt und es mussten auch noch genügend für die beiden Ferkel und natürlich den Eigenverbrauch vorhanden sein. Klar ist dabei, dass ein Großteil bestimmt zum Legen gedacht war, denn es sollten auch in diesem Jahr bestimmt wieder Kartoffeln angepflanzt werden. 

Nun haben wir mal ein bisschen recherchiert und herausgefunden, dass man ca. drei Tonnen Kartoffeln für einen Hektar Acker benötigt. Quelle Bauernhof.net

Demnach würde die Menge für ca. 4 ha Ackerland reichen. Wir haben dann auch noch nach der damaligen Menge an Ertrag recherchiert und folgende sehr interessante Seite dazu gefunden: https://histat.gesis.org

Es wären damit also ungefähr 149,4 Doppelzentner (da = dezitonne = 100 kg) erwirtschaftet worden = 14.940 kg, auf vier Hektar Land gerechnet hätten die Hinterkaifecker also ca. 45 Tonnen Kartoffeln verkaufen können und hätten für den Eigenverbrauch und als Saatkartoffeln wieder ca. 15 Tonnen behalten. 

Übrigens kann man an der Tabelle auch sehen, dass 1921 ein ganz schlechtes Jahr für Kartoffeln war. 

Donnerstag, 29. Oktober 2020

Wie fällt man die Karriereleiter hinauf?

Oberlandesgerichtspräsident Dr. Braun, Augsburg, schreibt 
am 10.2.1919 an das Staatsministerium in Sachen Nachfolge Kohlndorfer: 

"Auch ich befürworte die tunlichst baldige Wiederbesetzung der Stelle
des Vorstandes des Amtsgerichts Schrobenhausen. Dringend geboten 
ist die Ernennung eines sehr tüchtigen und energischen Beamten, 
der kraft- und taktvoll Disziplin und Ordnung bei dem Amtsgerichte
zu schaffen vermag. Amtsgerichtsrat Kohlndorfer war ein völlig 
energieloser Mann und hatte keinen Sinn für Ordnung;er hatte nicht 
den mindesten Einfluß auf seine Beamten, der um so nötiger gewesen 
wäre als die Beamten des Amtsgerichts sowohl unter sich als gegen 
andere Behörden geneigt waren, persönliche und sachliche 
Schwierigkeiten zu machen.Da der z. Zt. einzige Richter Amtsrichter Wiessner
[Anmerkung: Amtsrichter Ludwig Schneider war noch in Kriegsgefangenschaft!]
meines Erachtens nicht im Stande und in der Lage ist, 
die Geschäftsleitung bis zur Wiederbesetzung zu führen,
habe ich den Präsidenten des Landgerichts Neuburg veranlasst, 
durch das Präsidium einen geeigneten Richter des Landgerichts 
dahin abzuordnen."



Oberamtsrichter Wiessner ist 1925 als Amtsgerichts-vorstand nach 
Königshofen gekommen. Dort muss er großen Mist gebaut haben, denn 1930
ist er strafversetzt worden ans Amtsgericht Wegscheid.
(Unterer Bayerischer Wald)



Die erste Augenscheineinnahme erfolgte nachts um 10 Uhr durch
Herrn Oberamtsrichter Wiessner. Außerdem waren anwesend 
Gerichtsinspektor Glaser, Assistent Hirschmann ich und 
Wachtmeister Großmann. Gegen 12 Uhr nachts kam dann die 
Mordabteilung der Polizeidirektion München angefahren.



Wiessner,der richtige Mann am richtigen Ort?


Mittwoch, 14. Oktober 2020

Die fidele Bäuerin

Von Einbrechern erschossen. In der vorletzten Nacht vernahm die Frau des Bauern Johann Westermeier in der Einöde Breitenwiesen (Dachau) vom Stalle her ein verdächtiges Geräusch Sie weckte ihren Ehemann, damit er nachsehe, worauf sich dieser sofort im Dunkeln in den Stall begab. Als er die Türe öffnete, viel plötzlich aus dem Stalle ein Schuss, der den Bauern in die linke Bauchseite traf und den sofortigen Tod herbeiführte Es wurde kein Streit oder Lärm wahrgenommen. Es wird angenommen,dass Einbrecher im Stalle waren und den Bauern, der sie überraschte, durch den Schuss töteten und dann flüchteten. Zwei Rinder waren von ihren Plätzen bereits losgelöst.

Rosenheimer Anzeiger, Donnerstag, 24.Juni 1920


Peterbauer Hans Westermeier aus Breitenwiesen ermordet aufgefunden

Ermordet aufgefunden. Der Peterbauer von hier, Herr Hans Westermeier, wurde gestern Dienstag früh ermordet im Stall aufgefunden. Die Tat dürfte am Montagabend etwa um 11 Uhr geschehen sein. Herr Hans Westermeier war Kriegsteilnehmer und befand sich 52 Monate in französischer Gefangenschaft, aus welcher er erst vor knapp einem Vierteljahr wieder in die Heimat zurückkehrte. Der Tod des allseits geachteten und geliebten Mannes wird allgemein bedauert. – Über die Mordtat kursieren die verschiedensten Gerüchte. Ein der Tat dringend Verdächtiger wurde gestern Dienstag verhaftet und mittels Auto nach München verbracht.

Amperbote vom 24.06.1920


Beerdigung des Peterbauern von Breitenwiesen

Dieselbe fand gestern früh unter überaus zahlreicher Anteilnahme aus nach und fern statt. Das letzte Geleit gaben ihm auch der Veteranen- und Kriegerverein Weichs mit Fahne und die Freiwillige Feuerwehr Weichs. Als der Sarg in die kühle Erde gebettet wurde, ertönten drei Böllerschüsse als Ehrensalut und als letzter Kriegergruß. Hochwürden Herr Pfarrer Huber wies in seiner tiefempfundenen Trauerrede darauf hin, dass Herr Johann Westermair vor 4 Monaten, an demselben Tag, feierlich in der Heimat empfangen worden ist. Lieblosigkeit, Glaubens- und Sittenlosigkeit, die in den letzten Jahren in unserem Volk zu stark überhand genommen haben, habe die Trauerversammlung an dieses Grab geführt. Der Veteranen- und Kriegerverein ließ seinem Mitglied, das so unerwartet schnell zur gossen Armee eingerückt ist, einen Kranz niederlegen. Wie an der Beerdigung, so nahmen auch an dem nachfolgenden Seelengottesdienst zahlreiche Trauergäste teil. R.I.P. – Zu dem grausamen Mord an dem Peterbauern erfahren wir noch, dass die Tat aus Eifersucht geschehen ist. Ausgeführt wurde dieselbe mit vollem Vorbedacht und in raffinierter Weise. So waren zum Beispiel die Glühlampen im Stall herausgedreht, damit der Ermordete beim Betreten des Stalles kein Licht machen konnte. Der Tod des Peterbauern wurde durch ein Dum-Dum- Geschoss herbeigeführt. Auf die durch dasselbe herbeigeführten schweren Verletzungen ist auch der rasche Tod des Ermordeten zurückzuführen. Auf die Spur des Täters ist man durch Zuhilfenahme eines Polizeihundes gekommen.

Amperbote vom 26.07.1920


Der Mord am Peterbauern

Am Montag wurde die Frau des Bauern Westermeier „zum Peterbauern“ in Breitenwiesen,welcher bekanntlich nachts in seinem Stall meuchlings niedergeschossen wurde,von Herrn Gendarmerie Wachtmeister Schrönghammer verhaftet und nach München ins Untersuchungsgefängnis verbracht.Die Frau, welche sich in hochschwangerem Zustand befindet, was der eigentliche Anlass an dem Mord ihres Mannes sein soll, zitterte am ganzen Leib. Sehr begreiflich, denn hinter den schwedischen Gardinen gibt’s keine Schmalznudeln, sonder die unangenehmsten Dinge, welche es geben kann.

Amperbote vom 28.08.1920


Wie schon berichtet, wurde vorige Woche nunmehr auch die Frau des Bauern Westermeier „zum Peterbauern“ in Breitenwiesen verhaftet und in das Untersuchungsgefängnis in München eingeliefert. Das Weib war dringend verdächtig, und ist jetzt überführt, den Bauernsohn Eberl „zum Scharlbauern“, mit dem sie ein sträfliches Verhältnis unterhielt, das nicht ohne Folgen blieb, angestiftet zu haben, den Peterbauern, der kaum einige Monate aus französischer Gefangenschaft zurückgekehrt war, aus der Welt zu räumen. Eberl gab den teuflischen Einflüsterungen nach und führte den Mord aus, indem er den Peterbauern in seinem Stall nieder-schoss. Seine Frau hatte ihn geweckt mit dem Bemerken, im Stall sein etwas los, sie habe ein Geräusch gehört. Zugleich hatte sie ihrem Liebhaber ein Lichtzeichen vom Fenster aus gegeben und als der Peterbauer den Stall betrat, wurde er von Eberl meuchlings mit einem Militärgewehr niedergeschossen. Das eigene Weib hatte also ihren Mann kalten Blutes in den Tod geschickt. Das Ende dieses traurigen Dramas wird nun bald kommen: Der Mörder an die Wand, die Anstifterin ins Zuchthaus für immer. Zwei Männer hat das gewissenlose, pflichtvergessende Weib ruiniert, zwei kleine Buben zu Waisen gemacht und über die alten Eltern des Mörders unsagbaren Kummer gebracht. Einigermaßen als Entschuldigung könnte schließlich angeführt werden, dass der unglückselige Krieg der eigentliche Urheber dieses Unglücks ist, denn solche Fälle stehen leider nicht vereinzelt da.

Amperbote vom 31.08.1920


Der Mord am Peterbauern wird am Montag, den 18. Oktober seine Sühne finden. An diesem Tag wird sich der Bauerssohn Eberl von Breitenwiesen vor dem Volksgericht in München wegen Mordes und die Bäuerin Westermeier von Breitenwiesen wegen Anstiftung zum Mord zu verantworten haben. Es handelte sich um das bekannte Familiendrama in Breitenwiesen, in welchem der Bauer Westermeier von dem Bauernsohn Eberl meuchlings im Stall erschossen wurde.

Amperbote vom 07.10.1920


Eigener Bericht über die Verhandlung vor dem Volksgericht München am Montag, dem 18.Oktober und Dienstag dem 19.10.1920

Der Andrang des Publikums war ein riesiger, besonders aus der Dachauer Gegend waren viele Leute gekommen, so dass die Verhandlung, die anfangs in einem Sitzungssaal des Landgerichts I stattfand, in dem Schwurgerichtssaal verlegt werden musste. Die Verhandlung, die zwei Tage beanspruchen wird, leitet Herr Landgerichtsdirektor Louis, als Verteidiger fungieren für Eberl Rechtsanwalt Gänßler und für die Westermeir Herr Rechtsanwalt Nussbaum. Nach der Feststellung der Personalien, wurde den Angeklagten, dem 27 Jahre alten Scharl-Bauernsohn, Josef Eberl von Breitenwiesen und der Bauerswitwe, Maria Westermeier, 29 Jahre alt, die Anklageschrift vorgelesen, welche die Genannten beschuldigt, dass sie zusammen ein Liebesverhältnis miteinander hatten, während der Peterbauer, Johann Westermeier, von Breitenwiesen in französischer Gefangenschaft sich befand. Sie setzten das Verhältnis auch nach dessen Rückkehr aus der Gefangenschaft am 24. Februar 1920 fort.Zudem kam die Mitangeklagte von Eberl in die Hoffnung. Sie fassten deshalb den Entschluss, den Johann Westermeier zu töten. In Ausführung dieses Entschlusses besprachen beide wiederholt und ausführlich die Art, wie sie Westermeier am sichersten und für sie gefahrlosester Weise töten könnten; so erwogen sie, ob sie Westermeier nicht am besten mit Gift töten könnten. Schließlich entwarfen sie folgenden Plan:

Es sollte ein Einbruchdiebstahl im Viehstall fingiert werden. Eberl sollte sich durch das rückwärtige Tor in das Westermeir`sche Anwesen bei Nacht einschleichen und sich in den Viehstall begeben. Dort sollte Eberl zwei Stück Vieh vom Barren losmachen, damit Lärm im Viehstall entstehe. Dann sollte er die Glühlampe des Stalles aus der Fassung so weit heraus drehen, dass die Lampe nicht mehr funktioniere und Johann Westermeier im Stall kein Licht mehr machen könne. Auf dem Lärm im Stall hin solle dann Maria Westermeier ihren Mann wecken und in den Stall schicken. Wenn dieser selbst komme, werde Maria Westermeier das Licht im ehelichen Schlafgemach brennen lassen, wenn dagegen Johann Westermeier seine Frau selbst oder einen Dienstboten schicke, werde sie das Licht in der Kammer auslöschen, damit Eberl im Stall gleich sehen könne, wer komme. Eberl soll dann dem Johann Westermeier beim Betreten des Stalles mit einem Infanteriegewehr, das er hatte, mittels eines Infanteriegeschosses, dessen Spitzen abzuschlagen seien, damit der Schuss ja tödlich sei, erschießen. Nach vollbrachter Tat solle Eberl in sein väterliches Anwesen eilen, sich zu Bett legen und schlafend stellen. Maria Westermeier solle in das Anwesen Eberls herübergekommen und um Hilfe gegen die Einbrecher bitten. Eberl solle dann kommen und mit dem Gewehr einige Schüsse abgeben, anscheinend um die angeblichen Einbrecher zu vertreiben, in Wirklichkeit aber, um zu verhindern, dass man erkennen könne, dass mit dem Gewehr geschossen worden war.

Unter genauer Einhaltung dieses Planes erschoss nun Eberl unter planmäßiger Mitwirkung der Maria Westermeier am 21. Juni 1920, nachts um 11:00 Uhr, den Johann Westermeier unter der Stahltür seines Anwesens. Johann Westermeier erlitt durch den Schuss, an der linken Unterbauchgegend eine Schussverletzung in den Dickdarm, die zum Teil explosionsartig war und die linksseitige große Beckenschlagader zerriss, sowie im Kreuzbein eine fast kinder faustgroße Zertrümmerungshöhle an der linken Kreuzbeindarmbeinverbindung bewirkte. Er verschied unmittelbar nach der Tat. Sodann wurde in die Vernehmung der Peter-Bäuerin, Maria Westermeier, eingetreten. Sie hat 1912 den Westermeier geheiratet, aus welcher Ehe zwei Buben hervorgingen. Jetzt ist sie wieder in guter Hoffnung, das Kind wird Mitte November erwartet. Die Frau brachte 6.000 Mark mit in die Ehe; der Bauernhof ist heute 180000 Mark wert. Die Angeklagte gab zu, schon vor der Ehe auch mit anderen Männern Liebesverhältnisse unterhalten zu haben.

Die Frau stellt entschieden in Abrede, von dem Vorhaben des Eberl, ihren Mann zu erschießen, etwas gewusst zu haben.Die Westermeier gab zwar zu, mit dem Eberl einen verbotenen Umgang gehabt zu haben; sie habe jedoch seit dem Zurückkehren ihres Mannes mit Eberl jeden intimen Verkehr abgebrochen. Als ihr Mann von der Gefangenschaft gekommen sei, habe sie ihn in der Kammer auf den Knien um Verzeihung gebeten und er habe ihr daraufhin auch verziehen. Als Vater des zu erwartenden Kindes gibt sie ihren erschossenen Mann an. Die Angeklagte gibt auch zu, dass Eberl ihr Gift zur Beseitigung ihres Mannes gegeben habe; sie will jedoch das Gift sofort in den Abort geworfen haben. Die Westermeier gibt auf alle Fragen ruhig, in gewandter Ausdrucksweise Antwort, wenn auch ihre Antworten und Aussagen von ihren früheren Angaben oft sehr stark abweichen. Bezeichnend ist es, dass sie offen erklärt, es sei ihr vorgekommen, als ob Eberl auf den Bauernhof spekuliere. Über den Vorgang in der Mordnacht gibt die Angeklagte an, dass sie im Stall ein Geräusch gehört und ihren Mann mit den Worten: "Hans, das Vieh schreit", geweckt habe. Ihr Mann sei in den Stall gegangen und 3 Minuten später habe auch schon ein Schuss gekracht. In diesem Moment habe sie gedacht,dass hat der Sepp getan.

Der Vorsitzende hielt Ihr vor, dass sie nicht einmal zu ihrem Mann hingegangen sei, als dieser im Blut lag, worauf sie erwiderte: "Weil ich mich fürchtete."Der Mann starb kurze Zeit darauf. Die Frau ging aber in die Kammer, legte sich ruhig zu Bett, ohne ihren Mann noch einmal angesehen oder sich darum gekümmert zu haben. Auch dürfte es bezeichnend sein, dass die Frau gegen eine Anzeige des Vorfalles bei der Gendarmerie war, sowie auch nicht wollte, dass ein Polizeihund herbeigezogen wird.Nach dem Mord lief sie zum Scharl-Bauer; es kam dieser mit seinen Söhnen, darunter auch der Angeklagte, sowie die Dienstboten. Der Angeklagte gab zu dann etwa sechs Schüsse aus seinem Gewehr ab. Die Angeklagte gibt an, sie habe dem Eberl Vorwürfe gemacht, dieser habe aber gesagt: "Sie soll das Maul halten". Im Juni wollte sie nach Altötting fahren, ihr Gewissen entlasten, kamen aber nur bis München. Ihr Gewissen ließ ihr keine Ruhe und trieb sie hin und her. Offenbar um den Eberl zu entlasten, schrieb sie auf einen Zettel: "Ich bin der Mörder, Ruhe, der Weichser"; sie wollte dadurch den Verdacht auf einen angeblichen Dieb, der einen Treibriemen gestohlen haben sollte, lenken. Diesen Zettel legte sie ins Motorenkammerl, wo er auch gefunden wurde. Im Gefängnis schrieb die Angeklagte Briefe verzweifelten Inhaltes und bezeichnete darin auch den Eberl als Mörder. Heute dagegen will sie nichts von dem ruchwürdigen Vorhaben des Eberl gewusst haben. Die Windungen und Ausflüchte der Westermeier waren keine glücklichen; ihr Vorbringen war nicht recht glaub bar,zumal sie sich fortgesetzt in Widersprüche verwickelte. Noch schlechter als sie schnitt aber der Angeklagte Josef Eberl bei seiner Vernehmung ab. Er ist 27 Jahre alt, der Sohn vermögender Bauersleute in Breitenwiesen, er soll ein Vermögen von 50.000 Mark bekommen. Eberl wurde zum 1. Pionier-Ersatzbataillon einberufen, machte den Feldzug in Mazedonien mit, erkrankte an Malaria, kam nach München ins Lazarett, wo er bis zur Revolution verblieb. Dann kam er nachhause und trat bald darauf als Baumeister bei der Westermeier ein. Es dauerte auch nicht lange, als er zu der Bäuerin in strafbare Beziehungen trat. Er leugnet die Tat begangen zu haben, trotzdem er fünf Zellengenossen gegenüber dem Mord eingestand, sich durch einen Zellengenossen verriet und das zweite Dum-Dum-Geschoss im Abort seines elterlichen Anwesens gefunden wurde. Anekelnd wirkt es, dass Eberl nach Kräften bemüht ist, seine frühere Geliebte hineinzureiben, er zeigte dadurch, dass er allen Charakters bar ist. Die ärztlichen Sachverständigen erklären ihn für geistig schwer-fällig, aber nicht für schwachsinnig. Von Bedeutung dürfte sein, dass nach dem ärztlichen Gutachten die Frau des Westermeier von ihrem Mann guter Hoffnung sei und nicht von dem Eberl.

Die Zeugenvernehmung.

Die Dienstboten sagten über ihre Wahrnehmungen über das Liebesverhältnis der beiden Angeklagten zum Teil sehr gravierend aus, wenn auch beigefügt werden muss, dass viel Tratsch dabei war, es wird halt auf dem Land viel geschwätzt und gehört. Aus den Aussagen ist zu entnehmen, überhaupt durch den ganzen Prozess zieht sich wie ein roter Faden der Zug der Habgier, das Verlangen, den Bauernhof in seinen Besitz zu bringen, war für Eberl das Motiv zum Mord.

Oberwachtmeister Weißenburger aus Indersdorf gibt seine Eindrücke über seine Recherchen wieder. Um 5:00 Uhr früh wurde ihm Anzeige über den Mord erstattet. Bei der Vernehmung habe die Bäuerin zu ihm gesagt, dass dem Mord Einbrecher, die Vieh stehlen wollten,begangen hätten. Nach den örtlichen Verhältnissen zu schließen, kam der Oberwachtmeister jedoch sofort zu der Ansicht, dass den Mord ein Bekannter, ein Lokal-kundiger ausgeführt haben müsste. In Weichs erhielt der Oberwachtmeister vertrauliche Mitteilungen über das Liebesverhältnis des Eberl mit der Westermeier, man sprach überhaupt ganz offen die Vermutung aus, dass Eberl den Bauern weggeputzt habe. Die Bäuerin habe ihm auch gestanden, dass sie den Eberl gerne sehe; das Geständnis habe sie gemacht, als bereits der Bauer aus der Gefangenschaft heimgekehrt war. Über den Mord etwas Näheres zu sagen vermied die Bäuerin jedoch ängstlich. Der Oberwachtmeister war es auch, der das zweite Dum-Dum-Geschoss im Abort des elterlichen Anwesens des Eberl fand. Dass die Westermeier ihren Mann von ihrer Untreue etwas mitgeteilt habe, glaubt der Oberwachtmeister nicht, denn Eberl verkehrte ungeniert im Haus des Westermeier und spielte sogar mit den Bauern Karten.Ihm sei es so vorgekommen, als ob Westermeier nicht an das Liebesverhältnis seiner Frau mit Eberl glaube.

Der Stiefbruder des Erschossenen, Georg Gattinger, deponiert jedoch, sein Bruder habe offenbar nur so getan, auf dass die traurige Sache nicht in die Öffentlichkeit komme und ihm die Blamage erspart werde.Ein anderer Zeuge sagt aus, er sei mit der Westermeier nach der Mordtat nach München gefahren; die Bäuerin sei sehr niedergeschlagen gewesen und habe sich geäußert, sie wolle sich etwas antun und sich von der Großhesseloher Brücke herabstürzen.Gendarmerie-Wachtmeister Schrönghammer aus Indersdorf, der die Bäuerin am 23. August verhaftete, gibt an, dass er bei ihr einen von ihr selbst geschriebenen Zettel gefunden habe, auf dem Stand: "Ich bin der Mörder, ratet wer ich bin, Ruhe" und so weiter. Ihm gegenüber habe immer die Bäuerin die Befürchtung ausgesprochen, der Eberl reibe sie hinein. Es sagte auch, dass sie glaube, dass Eberl ihren Mann erschossen habe, jedoch stellte sie stets in Abrede, von der Aufsicht des Eberl Kenntnis gehabt zu haben.

Unter Zuchthäuslern.

Eberl war im Untersuchungsgefängnis in Neudeck in Haft und befand sich mit schweren Jungen in einer Zelle. Darunter war auch der wegen schweren Raubes zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilte Mechaniker Schweißheimer. Sie erzählten sich gegenseitig die Verbrechen, die sie begangen hatten. Anfangs wollte Eberl zwar nicht recht mit der Farbe heraus, als ihm aber die erfahrenen Zuchthausstudenten versprachen, ihm beizustehen und ihm zu helfen, so ließ sich Eberl in seiner Angst herbei, wahrheitsgemäß zu beichten. Er sagte ihnen, dass er den Bauern erschossen habe, weil er nicht mehr anders aus gekonnt habe. Dabei erzählte er alle Einzelheiten haargenau und teilte auch mit, dass ihm die Bäuerin Lichtsignale gegeben habe. Schweißheimer fragte ihn: "Ja, hast du denn gar nichts dabei gedacht, als du den Bauern niedergeschossen hast, hast du ihn denn gleich getroffen?" Eberl antwortete darauf: "Freili hab i a bißl gezittert, aber troffn hab` i ihn schön, er hat nimmer lang g`lebt und er hat nur mehr sagen können: Maria!“Eberl erklärte auch, er habe ein Dum-Dum-Geschoss genommen, auf dass es keinen ungefährlichen Durchschläger gebe. Ein anderer Zuchthäusler hat auf Ersuchen des Eberl auch einen Brief geschrieben, in welchem er die Bäuerin Westermeier instruieren wollte, wie sie aussagen solle. Der Brief sollte durch eine Verwandte eines Zuchthäuslers in die Hände der Westermeier gespielt werden. Der Plan wurde schließlich aufgegeben, weil er zu gefährlich erschien.Die anwesenden beeidigten Zuchthäusler sagen übereinstimmend aus.

Schweißheimer hat am Tag vor der Einlieferung ins Zuchthaus den Eberl verraten und die Sache zur Anzeige gebracht und zwar deshalb, weil auch Eberl seine Strafe erhalten soll, er müsse seine Tat auch büßen. Als ihm, dem Eberl, einen Zellengenossen vorhielt, seine Tat sei eine sehr böse, die sogar den Kopf kosten können, meinte Eberl: "Eine Kugel gibt's, dann ist's aus; man hat so nichts mehr auf dieser Welt."Allerdings sagten auch die Zuchthäusler, dass Schweißheimer ein unschöner Charakter sei und die Sache vertrete und zur Anzeige brachte, weil ihm Eberl von dem von zuhause erhaltenen Paketen nichts gegeben habe. Auch sprach man davon, dass Eberl später ein vortreffliches Ausbeutungssubjekt abgeben könne, denn man habe ihn in der Hand und könne ihm drohen, die Sache allenfalls ans Tageslicht zu bringen, wenn Eberl sich sträuben sollte.Bemerkenswert ist auch noch ein Vorfall während der Untersuchungshaft von Eberl. Dieser fragte einmal einen Mitgefangenen, ob er den ihnen eingestandenen Mord auch dem Gefängnisgeistlichen beichten sollte. Der Gefangene riet ihm davon ab. Als Eberl von der Beichte zurückkommen war, erzählte er, dass er seine Tat nicht gebeichtet habe. Nach der Vernehmung mehrerer Entlastungszeugen wurde die Beweisaufnahme geschlossen.

Staatsanwalt Dr. Renner begründete in längeren Ausführungen die Anklage; er schloss, es bestehe kein Zweifel, dass Eberl der Täter war; ebenso wenig sei an der Mittäterschaft der Westermeier Maria zu zweifeln. Der Staatsanwalt beantragte, beide Angeklagte des Mordes schuldig zu erkennen und die Todesstrafe auszusprechen.Der Verteidiger des Eberl, Anton Gänßler, führte aus, die Anklagebegründung zeige Lücken, die vorhandenen Verdachtsmomente seien unter keinen Umständen ausreichend, um ein Todesurteil zu fällen. Sein Antrag lautete auf Freisprechung des Angeklagten Eberl beziehungsweise für den Fall eines Schuldspruchs auf Verurteilung wegen Totschlags.Der Verteidiger der Maria Westermeier, Nussbaum, suchte ihn langen tatsächlichen und rechtlichen Ausführungen die Unschuld der Angeklagten zu beweisen.Unter einstimmiger Bejahung der Schuldfragen verkündete das Volksgericht am Dienstag, abends um 8:00 Uhr folgendes Urteil: 

Josef Eberl wird wegen eines Verbrechens des Mordes und der Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte zum Tode verurteilt.

Maria Westermeier wird wegen eines Verbrechens der Beihilfe zum Verbrechen des Mordes zu 13 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrenrechtsverlust verurteilt. 

Amperbote vom 21. Oktober 1920


Josef Eberls Testament

Am 14. November wurde in der Pfarrkirche von Weichs nach der Predigt das Testament des Mörders Josef Eberl von Breitenwiesen vorgelesen. In diesem Testament bittet er die Familien Eberl und Westermeier, die ganze Pfarrgemeinde und Umgebung, sowie alle, die an seiner Tat Ärgernis genommen haben, um Verzeihung. Zudem bitte er, der durch eine gute Beichte sein Leben in Ordnung gebracht, um das Gebet. Mit dem Rosenkranz und dem Sterbekreuz in der Rechten ging er betend zur Richtstätte in den Tod, den er als Sühne für alle seine Sünden geduldig hinnahm. So hat der Unglückliche mit Hilfe seiner Religion ein erbauliches Ende gefunden.

Amperbote vom 27.11.1920


Sonntag, 11. Oktober 2020

Mittwoch, 7. Oktober 2020

"Love me" oder wie kommt man unter einen Strohhaufen

 


Kurz und gut, die Weiber sind gewaschen mit allen Wassern und wissen genau, wie sie es angehen müssen, wenn sie einen Mann herumkriegen wollen. Die Sch. war aber ihres Mannes überdrüssig, er sollte ins "Gras" beißen. Die Sch.hatte sich die "Sache" gut überlegt, die Lebensversicherung konnte man gut nutzen für den neuen Stadl, das Haus war ohne Schulden und sie selber sah mit ihren 50 noch recht passabel aus.Mein Gott, mit dem Alter muss man schon ein bar Abstriche machen, aber so an Jungen, kann ich immer noch bezirzen. Mein "Seeliger", nein ich wollte sagen, da "Mich", er ist immer sehr spät heimgekommen, ganga is a scho lang nix mehr, er saß lieber beim Postwirt in Adelshausen und hod mit seine Kumpane tarockt. Zuerst wollte ich ihn mit der Mistgabel zur Vernunft bringen, aber er schrie nur, dei Vata selig - hod mi scho g'warnt vor dir.

Meinen Hof hast g'heiratet, du liederliches Weibsbild.

Wir müssen hier leider dieses interessante Gespräch abbrechen, der "Sch." kam unter die "Räder", wie man in "Bayern" so schön sagt.


Die Frau des ermordeten wurde verhaftet

Schrobenhausen

Unter dem dringenden Verdacht, in der Nacht zum Montag in Adelshausen im Landkreis Schrobenhausen den 53 Jahre alten Landwirt Michael Sch. ermordet zu haben, wurde ein 27 jähriger Hilfsschlosser festgenommen. Die 50 jährige Ehefrau des Ermordeten wurde ebenfalls festgenommen, weil sie der Mitwisserschaft verdächtigt wird. 

Sch. soll nach Angaben seiner Frau am Sonntag Abend zum Besuch einer Wirtschaft mit dem Fahrrad weggefahren sein. Dort wurde er aber nicht gesehen. Die Frau alarmierte am Montag früh die Nachbarn, weil ihr Mann angeblich nicht nach Hause gekommen sei. Sie will dann am Nachmittag die Leiche ihres Mannes im Schuppen des Anwesens unter einem Strohhaufen entdeckt haben.

Sch. war der Schädel zertrümmert worden.

Donnerstag, den 10.November 1955


Sie wusste vom Mordplan gegen ihren Mann

Schrobenhausen

Vor dem Untersuchungsrichter in Augsburg gestand die 50 jährige Franziska Sch. aus Adelshausen, dass sie um den Mordplan gegen ihren Ehemann, den 53 jährigen Landwirt Michael Sch., gewusst habe.  

F. zeigte sich bei den bisherigen Vernehmungen verstockt und leugnete hartnäckig, mit dem Mord etwas zu tun zu haben.

Samstag, den 12.November 1955



Dienstag, 6. Oktober 2020

Es lebe das Waffengeschäft

Das Gegenstück zur bayerischen Einwohnerwehr waren die österreichischen Heimwehren, unterstützt wurden sie von Industriekreisen wie der 

Österreichisch-Alpine-Montangesellschaft

hier tauchen längst vergessene Namen wie Hugo Stinnes, Karl Wittgenstein und der Spekulant Camillo Castiglioni auf. Auch einige Großgrundbesitzer aus der Steiermark,sowie italienische Faschisten,dass ungarische Regime und die Organisation Kanzler, die sie finanziell,logistisch und mit Waffenlieferungen unterstützte.

Ungarische Waffenfunde

Wien. Die ungarischen Blätter beobachten ein auf­fallendes Stillschweigen über die letzten Waffenfunde in Czegléd. Allein das Organ der Legitimisten bespricht den Vorfall und versucht, das Ergebnis der Haussuchung in der Besserungsanstalt, die seitens der Interalliierten Kontrollkommission vorgenommen wurde, als unbedeutend darzustellen, indem es behauptet, dass nur alte Gewehre, Hosenriemen und Pferdegeschirre gefunden wurden. Das Blatt verschweigt, dass das Auto der Kontrollkommission angegriffen und beschossen wurde, wobei der Chauffeur verletzt wurde. Demgegenüber wird jedoch seitens der Kontrollkommission betont, dass das in Czegled gefundene Kriegsmaterial nur ein Teil der Vorräte an Waffen ist, die für Kriegsformationen bestimmt und an verschiedenen Orten versteckt seien.

Ingolstädter Anzeiger, Dienstag, den 16.September 1924  


Auch später gab es noch Waffenlieferungen.

Waffenreparaturen in Hirtenberg


Einer der im Hintergrund die Fäden zog war auch General Ludendorff, der in Österreich und Ungarn seine Leute wie den Erfinder des Gaskrieges Oberst Max Bauer sitzen hatte. 

Das es auch um Schrobenhausen eine Chemieproduktion gegeben hat, ist bei Insidern unter dem Begriff Hiag bekannt.

Die Gegensätze und Anschauungen zwischen Nationalisten, Faschisten, Monarchisten und Konservativen verursachte Reibungsverluste und Abspaltungen.


Auch die Bayrische Vereinsbank stiftete 200.000.00 Mark für die Zwecke des Ausbau der Einwohnerwehren in Bayern. (05.Juli 1920 an Bezirksamtmann Schneider)


......einige edle Spender aus Schrobenhausen und Umgebung.

Hofrat Georg Hitl 02.07.1920 500 Mark Spende

Greiner und Pöllath 25.06.1920 1.000 Mark

Kommerzienrat Leinfelder 3.000 Mark

Graf Freiherr v. Pf. 10.000 Mark


Graf Sandizell 18.000 Mark (bisher nichts erfahren der
Kreisschatzmeister der Einwohnerwehren von Oberbayern,
Kommerzienrat Eugen Zentz,Sternwartstr. 22, München)
  

Konto der Einwohnerwehr „B e d e a Nr. 13897 bei der

Bayrischen Hypotheken und Vereinsbank" (Anmerkung:Schrobenhausen?)


und später

Finanzierung der NSDAP






Sonntag, 4. Oktober 2020

Gerichtet von der schwarzen Hand

In der gestrigen Zeitung findet sich ein Bericht über einen Fall, mit dem sich auch Georg Reingruber, der leitende Ermittler von Hinterkaifeck, beschäftigt hat. 

Donnerstag, 1. Oktober 2020

An Allerheiligen 1922 klingelte die Kasse

In einem guten Raubüberfall müssen vier Dinge vorkommen.

- Landwirtschaft
- Einöde
- Wertsachen
- 1922

Es gibt wenige Fälle die meinem Ideal nahe-kommen, einer dieser besonderen Fälle ereignete sich auf einer Einöde in der Nähe von Fürstenfeldbruck. Die Vorgehensweise ist geplant, schnell, fällt auf einen Feiertag und wurde professionell ausgeführt und liegt auf Kagerbauer - Niveau.



Otto Kagerbauer, geb. am 03.August 1900 in Pasing, mehrfacher Raubmörder und Brandstifter aus Moosburg.

Otto Kagerbauer

1. Mord an der Ökonomenswitwe Therese Besl von Freising-Lerchenfeld am 30. Januar 1920

2. Mord an der Bauersfrau Therese Hummel in Viecht bei Landshut am 5. Oktober 1920

3. Mord an der Gütlerswitwe Katharina Mayerthaler von Gregorschwaige bei Moosburg 1920

4. Mord am Müller Rattenhofer von Dietersdorf am 05.Dezember 1920

5. Brandstiftung in Feldkirchen bei Moosburg im August 1921

6. Mord an einem badischen Gutsbesitzer

7. Mord am Ökonomen Michael Huber von Niederhummel am 3. Februar 1922

8. Mord am Gastwirt Faltermeier aus Katharinazell am 18. Juni 1922

9. Mord an der Bauersfrau T. Ullmann in Ullmannschwaige, Gmd. Daglfing am 14.Juli 1922

10. Mord am Zimmermann Josef Schreck am 20. September 1922



                                                        Quelle: http://www.alt-moosburg.de/suchen/ereignis13.htm

Landshut. Zum Raubmord bei Moosburg ist bis jetzt festgestellt worden, dass der 25 jährige Zimmermann Josef Schreck von Moosburg auf der Straße München – Dalbach durch 4 Schüsse getötet wurde. Die Patronenhülsen konnten am Tatort aufgefunden werden, ebenso der Revolver des Ermordeten. Die mit dem Polizeihund der hiesigen Landespolizei aufgenommene Spur führte zur Festnahme des 26 jährigen Korbmacher Schrott von Moosburg, der bis jetzt die Tat leugnet. Schreck hatte etwa 2.000 – 2.600 M bei sich, die ihm geraubt wurden.

27.09.1922


Das es sich um Bandenkriminalität handeln muss, beweißt die Verurteilung des Schlossers Hans Hagl aus Moosburg, der vom Landgericht München II zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt wurde.Er hatte in der Karwoche (März 1921) nachts mit fünf anderen Spießgesellen bei einem Bauern in Kirchberg bei Erding eingebrochen.

Kirchberg liegt in der Region München, die kleine Gemeinde befindet sich im hügeligen, waldreichen Erdinger Holzland etwa 14 km südlich von Moosburg an der Isar, jeweils 21 km von Landshut und Dorfen sowie 19 km von der Kreisstadt Erding und 24 km vom Flughafen München entfernt. In die Landeshauptstadt München sind es 56 km.



Hier die Geschichte, sie spielt am Mittwoch dem 01.11.1922.

Einen schweren Raubüberfall haben am Allerheiligen-tag zwei mit Revolvern bewaffnete Burschen in der von Wald eingeschlossenen Einöde Buchenau bei Fürstenfeldbruck verübt. Sie überfielen den allein anwesenden 17 jährigen Sohn des Bauern, schleppten ihn unter Androhung des Erschießens in den Keller, wo sie ihn einsperrten, erbrachen dann Kleiderkästen und entwendeten hieraus 100 M.Silbergeld, goldene und silberne Uhren mit Ketten und vieles andere im Werte von über 100 000 Mark.

Rosenheimer Anzeiger Bd. 1922 = Jg. 68


Der Massen-Mörder von Moosburg. 

Im Gefängnis Stadlheim befindet sich der berüchtigte Massenmörder Otto Kagerbauer von Moosburg, der auf seinen Geisteszustand untersucht wird.Er wurde bekanntlich nach München gebracht wegen Verdachts des Raubmordes an der "Oekonomensfrau Ullmann" im Mai vorigen Jahres.
Kagerbauer macht den Eindruck eines geistig völlig zerrütteten Menschen.

Rosenheimer Anzeiger Bd. 1924 = Jg. 70


Moosburg war auch wegen seiner Wirtshäuser über die Stadtgrenzen hinaus bekannt.





Dienstag, 29. September 2020

Der Auswanderer oder Nei'deitsch - Going Up The Country

 




Mein Name ist Emmeran Hopfenstaller und i hob scho 75 Johr auf'm Buck'l. In meiner Jugend, mei des won no Zeit'n, da gab es in der Volksschule noch das Fräulein Lehrerin, sie hieß Sophie Rottenmeier, wir nannten sie nur immer„da Rottweiler“, wenn ma ned brav woan, dann durft ma Scheidlknien.De Buam natürlich häufiger als die Dirndl und sie hod oiwei beim Kramer anschreiben lassen, hi und do hod a ihra a Stück Fleisch zu-g'steckt, darauf hod da „dumme Franzi“ da Bua vom Kramer bessere Noten hoam broacht.

Die „Protzbauern“ haben immer auf die christlichen Feiertage ihrem hoffnungsvollen Nachwuchs, i'woid sogn, ihren „Fratz'n“ a Gseicht's und frische Oar (Eier) mitgegeben, die Noten san zwoa Stufen besser gewesen, des hod aber beim „ Schlittenhuber Nikodemus“, a'nned vui g'holfen, aus einer fünf wurde eine drei, trotzdem is a später Burgermoasta won. Ja, da Rottweiler, gern hama sie ned g'habt, nur wenn da Hilfslehrer Vogelsang bei da Tür eina g'schaut hat, dann hat sie ihre schlechten Zähne zeigt, schlimm war es für uns Kinder wenn sie sich bis zur Schiefertafel herunter beugte, dann waren zehn Knoblauchzehen direkt lieblich dagegen. Wenn was falsch geschrieben war, dann kullerte sie mit den Augen, da Wildmoser Adi meinte, man könnte sie ihr abschneiden, soweit hingen sie heraus.Eines Tages war das Klassenfenster offen und unsere Klassenkameradin die Kropfstädter Afra hörte ein komisches Stöhnen aus dem Klassenzimmer, sie meinte da wird jemand umgebracht.

Wie es das Schicksal wollte ging gerade da Herr Pfarrer Brandstätter vorbei, später hörte ich das da „Rottweiler“ und auch der „Vogelsang“ versetzt wurden, die Hintergründe wissen wir bis heute nicht. Aber zwei Wochen später wurde in der Schulklasse, der Holzboden entfernt und alle staunten nicht schlecht was da zum Vorschein kam, seitdem gingen wir gerne zur Schule. Opa, die Geschichte ist echt „Cool“,meinte mein Enkel Kevin, Justis, Amadeus Hopfenstaller, geil Oida (Alter) meinte meine Enkelin Lucy, Josephine, Chastity Hopfenstaller, jetzt weiß ich nur nicht, schreibt man „geil“ mit „ei“ oder mit „ai“?

Skelette unter dem Schulhaus

Ingolstadt. Jahrzehntelang schwitzten die Kinder von Wettstetten im Landkreis Ingolstadt über dem ABC, ohne zu ahnen, dass unter ihren Füßen, nur durch den Bohlenbelag getrennt, Tote lagen. Als man jetzt bei einer gründlichen Reparatur des alten Schulhauses die morschen Fußbodenbretter herausreißt, entdeckten die Handwerker im Fehlboden Teile von menschlichen Skeletten. Auf zwei Schädel und weitere menschlichen Knochen stießen die Arbeiter bei der Erweiterung der Senkgrube am Schulhaus. In der Gemeindechronik lässt sich kein Anhalt dafür finden, dass früher auf diesem Grundstück eine Begräbnisstätte gelegen hätte.Dafür erinnerten sich die alten Leute angesichts der Funde sofort an ein Verbrechen, das um die Jahrhundertwende geschah. Damals sind in Wettstetten zwei Menschen spurlos verschwunden. Sie sollten, so munkelte man schon in jener Zeit, ermordet und verscharrt worden sein.

Der Mann, gegen den sich damals der Verdacht richtete, ist kurz darauf nach Amerika ausgewandert.

19.09.56

Wettstetten


Wettstetten/Hirnstetten ist die Heimat eines Hinterkaifeck Urgesteins, aber auch vor der eigenen Haustür gibt es noch einen ungelösten Kriminalfall.

Müller

Donnerstag, 17. September 2020

Die Pfarrkasse war prall gefüllt

Heute geht nichts mehr ohne Online - Banking, und die Internet - Kriminellen machen mit Cybercrime Delikten ordentlich Kasse.

Früher war dass ganz anders?

Geht man bei Hinterkaifeck von der Raubmord-Theorie aus, so wurde der Hof bespitzelt. Ob man von Hexenholz aus alles beobachten kann, was sich auf dem Hof bewegt ist wieder eine andere Geschichte.

Bei meinen Recherchen über alte Raubmordfälle gibt es oft einen Tipp-Geber, einen oder eine, die mal auf dem Hof gearbeitet hat und die Verhältnisse kennt, den großen Unbekannten oder die geldgierige Verwandtschaft.

Ferdinand Gump genannt "Seitz Fendi",war mal Knecht im Pfarrhaus Oberlauterbach, Pfarrer Braun (der Name sagt schon alles) war an diesem 03.November 1872 in Wolznach. Gump und Gänswürger drangen als Holzfäller verkleidet in den Pfarrhof ein und fesselten die Pfarrhaushälterin Ursula Brückl und verschwanden mit 400 Gulden aus der Pfarrkasse.

Ob noch Pfandbriefe oder ähnliches verschwunden ist geht nicht hervor, wahrscheinlich haben sie den Spruch befolgt: "Nur Bares ist Wahres!"


Als Mord und Totschlag regierten


Das nach dem gewaltsamen Tod von Eduard Gänswürger 



Ruhe einkehren würde wurde später durch Johann Gänswürger eines besseren belehrt.


Die Bande Johann Gänswürger, Narciß Kellner, Ignaz Huber, Willibald Hofer und Dionys Rieder wurde verhaftet und nach Neuburg abgeliefert.Die Bande hat die Bewohner der Holledau (Hallertau) wochenlang in Angst und Schrecken versetzt.

22.10.1882

Alle Bandenmitglieder stammten aus Grillheim.

Grillheim 

Gänswürger und Rieder stellten sich dem Gericht in Neuburg, sie machten einen heruntergekommenen Eindruck.

Johann Gänswürger


Eher humorvoll endete eine Bürgerversammlung in Reichertshofen mit der Anmerkung eines Bürgers, der die Inhaftierung des im 19. Jahrhundert aktiven Raubmörders Ferdinand Gump historisch korrekt verortet wissen wollte: 

"Wolnzach brüstet sich, dass sie den Gump gefangen haben und ihn dort eingesperrt haben." Dabei sei dieser in Reichertshofen im Juni 1873 in Haft gewesen und dazu habe er noch mit einem Zeitzeugen gesprochen, der bestätigte, dass er vom dortigen Bahnhof unter großer Beteiligung der Bevölkerung nach München verbracht worden war. 

Darüberhinaus lebte im Markt der 1830 dort auch verstorbene Franz Raffl, der als "Judas von Tirol" das Versteck des damaligen Freiheitskämpfers Andreas Hofer an die Truppen Napoleons verraten hatte. In der Marktgemeinde habe man ja auch noch einen Hexenturm. "Den könnte man ja wieder ein bisschen aufbauen für den Fremdenverkehr!" - natürlich mit einigen Hexen drin. Franken meinte zweideutig dazu, dass die Wolnzacher den Gump gefangen hätten, und die Reichertshofener ihm Unterschlupf gewährten, ebenso wie Raffl. Dem Bürger legte der Bürgermeister lachend die Teilnahme am Leaderprogramm nahe, dort gebe es Möglichkeiten, sich in der Kultur- und Tourismusförderung einzubringen. Daraufhin legte der Reichertshofener nach und stellte klar, dass auch der Römerstein am falschen Ort stünde: 
"Der g'hört wieder beim Heiglbeck hi - da Cäsar wenn aufsteh'n tat, der tat euch was flüstern."

Franz Raffl verriet den Aufenthaltsort des ehemaligen Landeshauptmanns Andreas Hofer an die Besatzung in Meran und am 24.01.1810 konnte der Sandwirt und seine Frau Anna sowie der älteste Sohn und Kajetan Sweth verhaftet werden.
Von dieser Zeit an erhielt Raffl von seinen Tiroler Landsleuten den Namen »Judas von Tirol« und wurde von ihnen verachtet. Man mied ihn und manch einer drohte ihm auch.Im März 1810 wurde sein Hof versteigert und in der Folge fand er keine Anstellung in ganz Tirol. Er bat den bayerischen General Rechberg um Hilfe und Schutz. Im Jahre 1811 verließ er Tirol und ging nach München. Dort fand er von 1811 bis 1823 eine Anstellung als Hall- und Waagdiener. Nach seiner Pensionierung ging er nach Reichertshofen und genoss seinen Ruhestand.

 Die Pfarrmatrikel enthält darüber folgenden Eintrag:

„Franz Raffl, pensionierter Hallamtsdiener, katholisch, verheiratet, an Hemmeroidhen, 13. Februar 1830, 68 Jahre alt gestorben." Für seine Hinterbliebenen wurde so gesorgt, dass die Witwe, weil „periodisch geistesabwesend und mit Stumpfsinnigkeit behaftet" jährlich 54 Gulden und jedes der vier noch unmündigen Kinder 10 Gulden erhielt.


Noch heute wird in Tirol sein Name als Bezeichnung für verräterische Menschen benutzt.


Andreas Hofer wurde am 20. Februar 1810 in Mantua erschossen.



Hofers Leiche wurde 1823 unter Leitung seines ehemaligen Waffengefährten Georg Hauger (1792-1859) in die Innsbrucker Hofkirche überführt. Noch heute wird dem Tiroler Nationalhelden am 20. Februar als Vaterlandsheld gedacht. Auch die Tiroler Nationalhymne erinnert noch an Andreas Hofer »Zu Mantua in Banden« wurde 1831 von Julius Mosen getextet und 1844 von Leopold Knebelsberger vertont.